Zum elften Mal seit 2005 wird der Europäische Spielfilmwettbewerb ausgerichtet, zum vierten Mal konkurrieren ausschließlich Debütfilme junger Regisseur:innen um den Preis für die beste Regie, der von einer internationalen Jury vergeben wird und mit 5.000 Euro Preisgeld dotiert ist.
Acht Regiedebüts aus europäischer Produktion, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, sind in den diesjährigen Wettbewerb eingeladen. Alle sind erstmals in Münster zu sehen. Wir begleiten einen Obdachlosen auf den Straßen Londons in Harris Dickinsons Urchin und sehen seinen Bemühungen, wieder auf die Beine zu kommen, mitunter amüsiert zu, so leichtfüßig inszeniert der Star aus Babygirl und Triangle of Sadness seinen ersten Spielfilm. Wir erblicken mit den Augen der Tochter eines Mafiabosses Innenansichten aus der korsischen Unterwelt in den 1990er Jahren in Julien Colonnas unterschwellig brodelndem The Kingdom. Wir erleben die Gemeinschaft und den Zusammenhalt eines Arbeitendenviertels im irischen Cork in Brendan Cantys Berlinale-Preisträger Christy.
Die Filmemacher:innen schaffen den Spagat, ebenso persönliche wie gesellschaftlich drängende Themen in unterhaltsame und packende Kinogeschichten zu verwandeln. Der Film My Uncle Jens des norwegisch-kurdischen Regisseurs Brwa Vahabpour gewinnt der legalen und illegalen Migration trotz aller Ernsthaftigkeit gar Slapstick-Momente ab. Die britisch-indische Filmemacherin Sandhya Suri bringt mit Santosh einen feministischen Thriller über das indische Kastensystem auf die Leinwand, der ihr eine Nominierung für den British Film Award bescherte. Daphne Luckers niederländischer Wettbewerbsbeitrag Flame offenbart das komplexe Geflecht einer dysfunktionalen Mutter-Tochter-Beziehung. Die österreichische Filmemacherin Marie Luise Lehner umgeht in ihrem Debüt Wenn du Angst hast nimmst du dein Herz in den Mund und lächelst jegliches Klischee eines Coming-of-Age-Films und stellt sich bedingungslos an die Seite ihrer jungen Held:innen. Und Lauro Cress bläst frischen Wind durch seine Literaturadaption des 85 Jahre alten Stefan-Zweig-Romans Ungeduld des Herzens.
- ChristyAusgezeichnet auf der diesjährigen Berlinale als bester Film der Sektion Generation: Eine bewegende Coming-of-Age-Story über Familie, Zugehörigkeit und zweite Chancen. (Englisch mit deutschen Untertiteln)
- Wenn du Angst hast nimmst du dein Herz in den Mund und lächelstMarie Luise Lehners Langfilmdebüt erzählt davon, wie es ist, die Scham für die eigene Herkunft in Stolz zu verwandeln, von Zuneigung, Fürsorge und Solidarität. Bei der Berlinale mit dem Teddy Jury Award und dem CICAE Art Cinema Award ausgezeichnet. (Deutsch mit kombiniert deutschen und englischen Untertiteln für gehörlose und hörbeeinträchtigte Menschen)
- FlameDas energiegeladene Regiedebüt von Daphne Lucker über Freundschaften, komplexe Familienbeziehungen und den Mut, loszulassen. Nach „Narcosis“ vor zwei Jahren der nächste Film mit Thekla Reuten als Deutschlandpremiere beim Filmfestival Münster. (Niederländisch mit englischen Untertiteln)
- UrchinDas Regiedebüt des britischen Hollywoodstars Harris Dickinson („Babygirl“, „Triangle of Sadness“): Eine zutiefst menschliche Charakterstudie eines Suchtkranken auf den Straßen Londons. (Englisch mit englischen Untertiteln)
- Ungeduld des HerzensStefan Zweigs einziger beendeter Roman, kraftvoll in die Gegenwart katapultiert. Beim Max Ophüls Preis 2025 gleich dreifach ausgezeichnet: als bester Spielfilm und für den besten Schauspielnachwuchs für Ladina von Frisching und Giulio Brizzi. (Deutsch mit englischen Untertiteln)
- SantoshIm Spannungsfeld zwischen Justiz und Kastensystem: Die britisch-indische Regisseurin Sandhya Suri erzählt mit kraftvoller Intensität, was es heißt, als Frau in Indien zu leben – politisch brisant und packend zugleich. (Hindi mit englischen Untertiteln)
- My Uncle JensEine liebenswerte Komödie, die auf sanfte und humorvolle Weise relevante Themen wie Kommunikationsprobleme, kulturelle Unterschiede und Missverständnisse, das Setzen persönlicher Grenzen, aber vor allem legale und illegale Einwanderung an Orte, an denen sich Menschen sicherer fühlen können, behandelt. Uraufgeführt beim SXSW 2025. (Norwegisch, Kurdisch mit englischen Untertiteln)
- The Kingdom – Die Zeit, die zähltGewalt und Vendetta als Familienerbe: In seinem Spielfilmregiedebüt erzählt Julien Colonna seine eigene Geschichte aus dem innersten Zirkel des organisierten Verbrechens. Der Film bekam nach seiner Premiere bei den Filmfestspielen in Cannes von Kritiker:innen weltweit höchste Anerkennung. (Französisch mit deutschen Untertiteln)







